Hallo Ronald,
dann will ich auch nochmal und versuche auch nicht zu parteiisch zu sein was die optischen Sucher angeht:
Wie du weisst bin ich kein Freund selbiger, obwohl ich durchaus zugestehe, dass wenn man sich damit lange und intensiv beschäftigt hat das Aufsuchen durchaus klappen kann (vor allem bei allem seitenrichtigen, aufrechten Sucher), die Erfahrung macht es auch hier, nur wenn man am Anfang vor der Entscheidung steht, dann ist in 95% aller Fälle der Peiler einfach intuitiver.
Dein Problem mit den mangelnden Referenzsternen kenne ich natürlich auch, ich sehe das zu 100% wie Günther: Das Kartenwerk ist das A&O, der Unterschied zwischen dem Sucherfeld und dem eines weitwinkligen Aufsuchokulars ist unbestreitbar zusammen, aber wir reden hier ja nicht über Welten sondern um etwa das doppelte Feld, je nach Sucher auch noch etwas mehr. Mit einer Karte, die von der Tiefe her mindestens (!) das Übersichtsokular erreicht und einer Sternabbildung im Atlas, die die Helligkeitsverhältnisse möglichst realistisch abbildet (gerade das ist nicht immer selbstverständlich) kommt man aber auch in sternarmen Gebieten ans Ziel. Bei mir läuft das so, beispielhaft:
Ich suche ein Objekt relativ weit im Süden, tiefstehend, dadurch ohnehin wenig Sterne mit bloßem Auge sichtbar, die nächsten markanten auch noch etliche Grad vom Zielgebiet entfernt. Die Position muss man so oder so abschätzen, sprich auch wenn es mal 5° oder mehr bis zum nächsten Stern ist, ich suche mir eine virtuelle Kette oder Dreieck und begebe mich mit dem Telrad grob an die richtige Stelle, nun muss man sich in das Feld einarbeiten und zwar mit einer Karte, die schon möglichst viel zeigt, DSRA, Vizi, Karkoschka: die funktionieren da alle nicht, die Grenzgröße ist einfach zu gering wie auch die räumliche Auflösung! Wichtig finde ich persönlich auch, dass man nicht stur auf das Gesichtsfeld um das Objekt schaut, man weiss ja nicht ob man schon so nah dran ist sondern nach markanten Anordnungen möglichst heller (im Teleskop sichtbarer) Sterne, sind DIE dann identifiziert ist es relativ leicht anhand der Karte den letzten Starhop zu machen, das kann bei schweren Objekten auch durchaus mal etwas dauern, immer wieder Pause mache, Karte abgleichen und sich versichern, dass man den richtigen Weg nimmt.
Das geht auch alles mit einem Sucher, aber so fern wir hier nicht von einem M Objekt reden, entbindet einen das richtige Feld ja dann trotzdem nicht vor weiterer Identifikation und Suchen im Okular, den Umweg über einen optischen Sucher schenke ich mir dann einfach! Warum? Erstens weil der Feldvorteil m.E. nicht so eklatant ist um da einen großartigen Suchvorteil zu erreichen gegenüber dem Ü-Oku. Zweitens: Selbst ein richtig ausgerichteter Sucher hat ja wieder eine völlig andere Ausrichtung als das Bild im Newton, beim ersten Blick durch das Okular muss man sich ja dann ohnehin erst wieder in das Feld reinfuchsen...
Mir persönlich ist das zu umständlich, ich sehe durchaus die Möglichkeit mit genug Übung beim Feldfinden einen kleinen (!) Zeitvorteil zu bekommen (wer hetzt?

) wir reden hier aber von... mmmh ja was, 40 statt 70 Sekunden? Und das wird dann beim Wechsel zum Okular am Newton wieder aufgefressen.
Meine Ansicht - sie muss nicht geteilt werden, die Handgriffe und Techniken sind nie allgemeingültig und hängen bestimmt stark von den Vorlieben, Erfahrungen ab und wie man "tickt"

Was mich nochmal reizt: Ein Newtonsucher der dann die selbe Bildausrichtung bietet und am 12er das Feld eines Übersichtokulars toppt, ist aber nicht so ohne weiteres zu erreichen. Gut ein 76/300 bekommt man auf 5,5° aber mit was für einer Qualität und welcher AP :P Der 130er erreicht ohne Umbau schon nur noch 2,5° und braucht man nicht wenn man schon 1,6° am 12er erreicht...
Viele Grüße Benny