Ferngläser und Feldstecher sind die einfachsten optischen Hilfsmittel die zur Himmelsbeobachtung verwendet werden können. Zugleich sind sie auch das meist unterschätzte Werkzeug und sollten eigentlich in keinem Hobbyastronomenhaushalt fehlen. Leicht zu handhaben und immer dabei, können so auch schon kleine Wolkenlücken für eine schnelle Beobachtung zwischendurch genutzt werden. Ferngläser verschaffen uns einen schnellen Überblick, helfen beim Orientieren und dienen manchem Astronomen durchaus auch die ganze Nacht über als Beobachtungsinstrument.
Gerade an großflächigen Objekte sind Ferngläser vielen Teleskopen um Längen voraus – lassen sich doch einige Beobachtungen überhaupt erst im Fernglas anstellen, da sich am Nachthimmel nicht nur sehr kleines, sondern auch recht großes, flächiges finden lässt.
Für visuelle Spaziergänge durch unsere Milchstraße ein geradezu unverzichtbarer Begleiter.
Ferngläser und Feldstecher bestehen aus zwei Linsenelementen. Das Objektiv (es sollte eine Vergütung , also eine blau-grünlich schimmernde Fläche haben) besteht meist aus zwei miteinander verkitteten Linsen, welche das Licht brechen(Refraktion). Das Licht wird weiter über je zwei Prismen zum Okular (Augenstück) gelenkt und dort auf einem Punkt zusammengeführt. Die Funktion ist prinzipiell die Gleiche wie an einem Refraktor.
Man unterscheidet bei Ferngläsern zwei Hauptbauformen:
Gläser mit Dachkantprisma, sowie die Gläser mit Porroprismen. Beide Bauweisen haben ihre Vor- und Nachteile, sind aber natürlich jeweils gleichermaßen zur Beobachtung des Nachthimmels geeignet. Porroprismengläser sind weit günstiger in der Herstellung, folglich auch preiswerter zu erwerben und bieten konstruktionsbedingt ein größeres Sichtfeld, weshalb sie in der Astronomie bevorzugt Verwendung finden.
Es gibt auf dem Markt auch Ferngläser anderer Bauarten, bei denen die innen liegenden Prismen fehlen. Der Strahlengang ist gerade aufgebaut und die Lichtumlenkung wird über Zenitspiegel realisiert – hier spricht der Hobbyastronom vom Binokular, obgleich dieses Wort natürlich auch für jedes andere Fernglas zutreffend ist.
Beim Fernglaskauf für astronomische Zwecke ist darauf zu achten, dass man keine zu große Vergrößerung wählt, respektive, daß sie in vernünftigem Verhältnis zur Öffnung steht. An jedem Fernglas finden sich Angaben über die Vergrößerung und die Öffnung (z. Bsp. 8 x 50, 8 = Vergrößerung, 50 = Öffnung in mm). Je höher diese Werte sind, desto schwieriger sind die Ferngläser in der Handhabung. Außerdem sollte als Einstieg in die astronomische Anwendung eine Austrittspupille (AP) von 5 – 6 mm erreicht werden.
Die Austrittspupille ist die Dicke des Lichtbündels beim Verlassen des Okulars, also die für unser Auge verwertbare Grösse des selben. Da Licht, welches nicht in die Pupille fällt nicht wahrgenommen werden kann gibt es natürlich auch ein „zuviel“ an Licht und erst nach dem erreichen der vollen Dunkeadaption ist unser Auge in der Lage soviel Licht aufzunehmen.
Man errechnet die AP über die Formel Öffnung / Vergrößerung, in unserem Beispiel ( 8 x 50) liegt die AP also bei 6,25 mm. Ferngläser mit kleiner Öffnung und hoher Vergrößerung sind also nicht unbedingt praktikabel. Ein 12 x 50 hat mit 4,2 mm eine zu kleine AP im Verhältnis zur Lichtsammelleistung. Austrittspupillen von 4 mm bleiben eher Großferngläsern vorbehalten, da diese noch genug Licht sammeln um die Beobachtung lichtschwacher Objekte zu gewährleisten.
Je nach Grad der Lichtverschmutzung am üblichen Einsatzort kann bspw. ein Glas mit einer AP von 7mm schon zuviel des Guten sein: Besonders nahe der Städte verschenkt man durch eine derart hohe Austrittspupille oft den halben Beobachtungsspaß weil die Objekte der Begierde im aufgehellten Hintergrund „absaufen“, d.h. der Kontrast derart gemindert wird, daß sich keine befriedigende Beobachtung mehr einstellen will. In etwa 90% aller Fälle hängt die Enttäuschung des Käufers/Benutzers eines Fernglases direkt mit einer falsch gewählten AP zusammen.
Als Faustregel kann hier gelten: durchschnittliche Himmelsqualität in mag fst – 0,5 = sinnvoll nutzbare AP. Wer unter einem aufgehellten Vorstadthimmel mit fst 5,5 ein Glas mit AP 7 nutzt, der wurde offenbar falsch beraten, denn ein solches Fernglas kann nur an hochalpinen oder ausnehmend dunklen Standorten eingesetzt werden.