Hallo zusammen,
hier möchte ich kurz eine Hilfestellung beim Aufsuchen des großen Nordamerikanebels - NGC7000- im Schwan geben - eines DER Sommerhimmel-Fernglasobjekte schlecht hin.

Zuerst sei gesagt, dass das Auffinden nicht ganz einfach ist, da der Nebel keine große Flächenhelligkeit besitzt. Hat man ihn aber einmal gefunden, wirds von Mal zu Mal einfacher ihn wiederholt zu finden.
Ganz wichtig zum erfolgreichen Finden ist ein dunkler Sternenhimmel, damit sich überhaupt ein Kontrast des Nebels zum Himmelshintergrund bilden kann. Aus der Stadt heraus wird man das Finden also vergessen können. Aber ein Fernglas wiegt ja auch nix und ist schnell im Rucksack verstaut, um dunklere Gefilde aufsuchen zu können - zumindest, wenn man nicht gerade direkt in einer Großstadt wohnt.

Welche Ferngläser eignen sich?
Leichte Frage, leichte Antwort: Da der Nordamerikanebel unter knackedunklem Alpenhimmel schon mit bloßem Auge zu sehen ist, geht da (fast) jedes Fernglas. Die Öffnung spielt dabei nicht die größte Rolle, sondern die Austrittspupille. Da der Nebel wie gesagt keine große Flächenhelligkeit besitzt, ist eine große Austrittspupille hilfreich. Bei dunklem Landhimmel mit Grenzgrößen höher 6mag kann man gut ein FG mit einer AP von 7mm einsetzen. Als Beispiel genannt sei da ein 7x50.
Unter nicht ganz so perfektem Himmel - 6mag und etwas weniger - wird sich ein FG mit 5mm AP besser eignen. Auch wieder Beispiele: Mein Bresser (Lidl-) 10x50 oder mein ebenfalls sehr günstiges (billiges?) Hannia 16x80.
Bei schlechteren Bedingungen wird das Aufsuchen ohne Filter nicht mehr möglich sein.
Nun aber zum erfolgreichen Finden:
Stimmen die äußeren Bedingungen, also richtig schön dunkler Himmel, möglichst > 6mag und relaxte, sichere Haltung des FG - steht der Schwan schön hoch, kann man gut im Liegen beobachten - kann es losgehen.
Zunächst möchte ich euch einen von mir editierten Ausschnitt aus dem TriAtlas von José R. Torres zeigen, in den ich ein paar farbige Markierungen eingetragen habe. Dazu folgen dann ein paar Erklärungen.

Den Schwan findet ihr am besten mit eurer drehbaren Sternkarte, der Schwanzstern "Deneb" ist nicht zu übersehen. Diesen habe ich in der Karte rot markiert. Von Deneb ausgehend findet ihr eine ebenfalls rot markierte Sternenkonstellation, die pfeilförmig wie ein Wegweiser zu NGC7000 anmutet. Die Pfeilspitze deutet dabei direkt auf einen wieder etwas helleren Stern, der bereits knapp "links außerhalb" von NGC7000 liegt. Damit hättet ihr schonmal den "linken" Grenzbereich des Nebels gefunden.
Der hellste Teil des Nebels ist der "Mexico-Teil". Die "südliche" Spitze davon findet ihr ganz einfach mithilfe des "kleinen Orion" - in meiner editierten Karte habe ich die Sterne des kleinen Orion grün markiert. Dieser ist auch von der markierten pfeilförmigen Sternenkonstellation ausgehend leicht zu finden. Die unteren beiden Sterne des "kleinen Orion" stehen rechts von den "südlichen" Ausläufern des Nebels, der Stern oben links im "kleinen Orion" markiert die Südspitze "Floridas". Florida ist nach "Mexico" der zweitdeutlichste Teil des großen Gasnebels. Damit ist die "Golf von Mexico" der am einfachsten zu findende Teil des Nebels.
Ich habe den Teil des Nebels, der relativ gut zu sehen ist ausgemalt, wobei die "Küste" um den "Golf von Mexico am deutlichsten ist. Der restliche Teil des Nebels ist schraffiert. Dieser "nördliche" Teil des Nebels geht bereits in sehr sternreiche Gebiete der Michstraße über, sodass man den Nebel als solchen dort nicht mehr so richtig gut erkennen kann.
Der "Golf von Mexico":

Ich hoffe, dass meine editierte TriAtlas-Karte und meine Beschreibung dazu für den ein oder anderen hilfreich bei der Suche sein wird.
Es ist nicht einfach, wie eingangs bereits erwähnt. Ich habe mir beim ersten ernsthaften Versuch auch ´n Wolf gesucht (woran der Karkoschka aber nicht ganz unschuldig ist) - da stand NGC7000 aber auch noch recht tief und ich hatte noch nicht so viel Beobachtungserfahrung, schon gar nicht mit dem FG. Mein erster Besuch von Nordamerika ist nun aber schon gut 2 Jahre her und seit dem beobachte ich diesen riesigen Nebel sehr gern mit dem Fernglas oder meinem 120/600 Richie - zur Kontraststeigerung in letzgenanntem Teleskop mit Baader OIII-Filter, der die Form des nordamerikanischen Kontinents richtig schön aus dem umgebenden Himmel herausschält. Anhand dieser pfeilförmigen Sternenkonstellation, die im FG wirklich leicht zu finden ist, finde ich den Nebel immer sofort. Ein Suchen gibt´s nicht mehr. Und das wird euch genaus gehen, wenn ihr ihn erst mal gefunden und wiederholt beobachtet habt.
Also, viel Erfolg und viel Freude beim Beobachten.
Gruß und CS
Heiko