Hallo Heiko,
das ist eine super Aufbereitung und nicht nur daher bin ich froh, mal bei Dir gewesen zu sein. Wir hatten Spass, Du dann noch die Mühe.
Wenn man das nun interpretiert, muss man aus mehreren Gründen sehr vorsichtig sein.
1. Wir haben den Durchlass gemessen, eventuell mit einer etwas verschobenen Skala, aber grundsätzlich stimmt das. Was man aus diesen Spektren nicht ablesen kann, ist die optische Qualität der Filter, also wie gut das "Bild" umgesetzt wird.
2. Muss man sich immer vor Augen halten, dass man die Himmelsqualität und die Filterwirkung in Relation setzen muss und zwar ganz direkt. Unter ungüngstigem Himmel, mit vielen Störlichtquellen und allgemeiner Himmelsaufhellung sehen wir im Prinzip das komplette Störlichtspektrum sichtbaren Lichts und je enger ein Filter auf der gewünschten Linie ist, um so mehr Wirkung haben wir für das beobachtete Objekt. Das Objekt wird nicht heller, ja eventuell sogar leicht gedämpft, da die Tansmission auf der Linie nicht die idealen 100% erreicht und so entscheidet nur die konsequente Ausblendung von möglichst viel Störlicht darüber, in wie weit sich der Objektkontrast verbessert.
Dennoch passen die Ergebnisse ganz hervorragend zu Beobachtungserfahrungen die mit den spektroskopierten Filtern gemacht wurden, es lässt sich teilweise mehr als eine Tendenz ableiten.
Im Einzelnen:
O III
1. Die ersten drei Baader O III sind sehr neu und US-Importe. Mit ihnen sind hervorragende Beobachtungen gemacht worden. Sehr enger Durchlass, sehr gute Detailwahrnehmung, z.B. an Cirrus, Nordamerika, Rosette, auch ein völlig verändertes Bild, am Orionnebel gegenüber der Beobachtung ohne Filter. Sowas (Orion mit verschiedenen Filtern) ist Geschmackssache, oder auch Sache des Beobachtungsziels, die Wertung mit Plus- und Minuszeichen kann man nicht anwenden, da subjektiv schön etwas anderes ist, als die Beobachtung der Emmission eines Nebels unter verschiedenen Gesichtspunkten.
Der Baader Nr. vier ist schon einige Jährchen alt, etwas breiter und leicht nach unten verschoben, aber ebenfalls sehr gut. Baader Nr. 5 ist neu gekauft, Heiko das ist Deiner und endlich ein Guter, nach zwei Gurken.
2. Dann kommt der Televue und jeder Beobachter, der einen solchen Filter mit anderen Filtern vergleichen konnte, war nicht begeistert, das Spektrum zeigt deutlich an, warum.
Das ist für einen O III deutlich zu breit und dazu matscht der Filter auch irgendwie die Details, selbst unter gutem Himmel, wo er leidlich funktioniert.
Sehr auffällig ist hier, dass der Lumicon UHC (Spektrum 16) diesen O III ganz locker abhängt, unter guten Bedingungen sogar kaum Unterschied zu den Baader O III zeigt (ich greife vor).
3. Der spektroskopierte Astronomik O III ist alt. So alt, dass er vor der Anpassung des Filterdurchlasses an den Mainstream, mit der er härter und enger gemacht wurde, angeschafft ist. Dies ist der ideale O III Ergänzungsfilter zu den ganz harten Baader O III und er zeigt ebenfalls ein sehr klares, detailliertes Bild unter sehr gutem Himmel und/oder bei kleinerer AP, wo der Baader zu dunkel wird.
Wie oft habe ich beim 8" F/6 den Baader O III ins Übersichtsokular geschraubt und am aufgesattelten 4" F/5 das 22er LVW plus Astronomik O III eingesetzt. Nebelsurfen vom Feinsten.
Spannende Fagen sind, ob der neue, engere Astronomik O III noch so gut passt und ob der sehr ähnliche Castell O III eine so gute Abbildungsqualität liefert, dass er eine günstige Alternative (oder eher Ersatz) zum alten Astronomik O III ist.
UHC
1. Der Baader UHC-S ist sehr breit, eigentlich eher ein Deepsky-Filter und daher eher für sehr guten Himmel und/oder sehr kleine AP geeignet. Kaum Schwächung von Sternen und leichte Kontrastanhebung fürs Objekt, unter schlechen Bedingungen reicht das nicht.
Ineressant wären Versuche an Planeten, eventuell ergeben sich interessante Strukturanhebungen, wie sie z.B. auch mit dem Baader-Skyglow oder dem Astronomik CLS möglich sind.
2. Die Serienstreuung der Beiden TS UHC ist sehr auffällig. Da werde ich nachberichten, wie sich das in der Beobachtung auswirkt, wirkliche Vergleiche gab es da noch nicht.
3. Der Castell UHC liegt gut zwischen den beiden TS UHC, der hohe Durchlass zw. 600 und 650 nm könnte ihn fotografisch interessant machen und er muss sich dann visuell mit den TS-UHC Filtern vergleichen lassen, in diese Klasse gehört er auch vom Preis her.
4. Die beiden Lumicon UHC machen sich visuell prächtig, liegen aber eher auf O III Niveau, zumal sie die Hß Linie, wenn überhaupt, nur knapp erwischen. Hß ist visuell eine harte Nummer, weil die Empfindlichkeit des Auges schon rapide sinkt und guter Himmel allererste Voraussetzung ist.
5. Der Astronomik ist eigentlich vom Spektrum her der Idealfall eines UHC, ich bin auch schon seit Jahren recht glücklich mit diesem Filter, leider nur 1 1/4".
Zu hohe Erwartungen an Hß sind aber auch hier nicht angesagt, eher ein Hauch von Nichts, wenn der Himmel nicht wirklich erstklassig ist.
Der Filter lässt sehr viel Sternenlicht übrig, ist also ideal für Nebel mit Sternhaufen, wenn vom anspruch her Ästhetik vor Nebeldetail gesetzt wird.
6. Der Thousant Oaks Hß ist mein Filter der Wahl für diese sehr spezielle Anwendung. Er ist etwas breiter als z.B. der Baader Hß und damit auch an kleineren Geräten (6-8"

einsetzbar. Hß ist die einzige Filteranwendung, wo neben gutem Himmel und großer AP die Öffnung des Teleskops eine sehr große Rolle spielt. Da sind wir schon recht unempfindlich und von 20% bleibt halt mit größerer Öffnung und dann bei gleicher AP auch höherer Vergrößerung (wegen steigender Brennweite) einfach mehr übrig und das kann dann den Ausschalg geben.
Jedenfalls sind mit 6-8" einige Objekte erreichbar, der California Nebel und z.B. einige markante Strukturen um den Bruststern des Schwans. Knallhell wird da nichts, man muss sich einlesen, muss das wollen und der Pferdekopf wehrt sich immer noch, wenn der Himmel nur einen Hauch zu schlecht ist.
Gruß
Günther
Bearbeitet vom Benutzer Sonntag, 11. April 2010 18:48:18(UTC)
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