Hallo ihr Lieben,
in diesem komischen Sommer musste man froh sein, überhaupt noch was gesehen bekommen zu haben. Zugleich waren die Termine an meiner Sternwarte während der Sommerferien veröffentlicht, da man sich bei mir an der Rollhütte gut aus dem Weg gehen kann, selbst wenn zwei Kleingruppen parallel zugegen sind. Dafür blieb ich über die Wochenmitte hinaus bis zum Perseiden-Höhepunkt zwei Nächte länger in Medebach, um Besucher besser zu verteilen.
19 Besucher verteilt auf 4 Nächte waren wohl auch während Corona-Zeiten vertretbar.
In allen Nächten, in denen außer Di. was ging, wurde das Wetter erst in der 2. Nachthälfte brauchbar und auch dann blieben Schleierwolken, selbst wenn sie mal kaum sichtbar waren, ständig präsent.
Im Deep-Sky-Bereich zeigt man den Astro-Laien ja eh zuerst die Standartkerzen, die immer ein „Ahh“ und „Ohh“ auslösen können, wie
M13, der als aufgelöster Sternhaufen sich besser gegen Schleierwolken durchsetzen kann, auch
M71 als OS beim Aufsuchen von
M27.
M27 wiederum und
M57 haben als Nebel ja eine beachtliche Flächenhelligkeit. Wer lang genug blieb, brauchte an „h+x“ nichts vermissen, doch Nebel um
M45 fielen noch nicht auf. Am Cirrus-Komplex erforderte der Sturmvogel schon eine deutliche Zeit der Eingewöhnung für die Besucher, obwohl ich seit dem Erwerb eines „echten“ 2“-Lumicon UHC als 3. Nebelfilter zwischen diesem und einem Baader OIII hin und her klicken konnte. Die Grenzen des Sichtbaren zeigten sich auch bei den Galaxien
M51 oder
M31. Letztere erschien locker um 40% kleiner, da die äußere lichtschwache Koma absoff.
Abseits der Besucher wollte ich die Nebelfilter am Helixnebel, dem Nordamerika- und Pelikannebel und an NGC 1318 testen, da der Anblick die Laien nicht hätten verzücken können, sowie den H-Beta-Filter am California-Nebel testen, ob sich was von den Dunkelstellen LDN 1469 und 1464 erheischen ließe. In dem Bereich war der Nebel etwas dunkeler, aber es war ein Gesamteindruck der beiden Dunkelstellen, separieren ließen sie sich nicht. Immerhin ein Ansatz eines neuen „Weltwunders“ für mich.
Apropos neue Weltwunder: PN NGC 7027 erwies sich nach meinen Aufzeichnungen doch nicht als neu beobachtet, dafür der OS NGC7044, der sich im Sterngewimmel des Schwans flächig und unaufgelöst zeigte. Bei höherer Vergrößerung erkannte ich ihn im Sterngewimmel nicht mehr. Für mich ließ sich neu NGC 672 und der Kern von IC 1727 erheischen, lieblich erschien der nahe OS CR21, dessen Mitte frei ist und die Sternenring wie der punktierte Rand einer Mondsichel oder eines eingedötschten und gespiegelten „D`s“ erscheint. Anspruchsvollere neue Deep-Sky-Weltwunder brauchte man kaum versuchen.
Aaaaber: Bei diesigem Wetter reißen die Planeten es dafür wieder raus.
Meinen Bericht möchte ich auf die Nächte vom 12. auf den 13.08 und vom 13. auf den 14.08.2021 reduzieren, obwohl die jüngste Tochter meines Cousins Saturn nach ihrer Beobachtung 2 Tage zuvor schon gemalt hatte.
Am Morgen des 13.08., als mein Cousin wieder mit seinen 3 Töchtern bei mir waren, kam eine Gruppe aus 3 Bochumern hinzu. Ein Grundschüler mit seinem sportlichen Papa, weil er sich auf „Unterarmgehhilfen“ an meine Teleskope hievte, mit einem sehr astro-belesenen Onkel. Die breiteten sich eine Camping-Decke aus und erwarteten zwischen den Teleskopbeobachtungen vorzeitige Perseiden. Die Deepsky-Objekte blieben die grp0en „Kerzen“, die ich oben schon aufgezählt habe. Mehr entzückten sie die Planeten, denn
gerade der Onkel, der wohl schon mal mit kleineren Teleskopen beobachtet hatte, rief beim Anblick des Saturns alsbald begeistert aus, dass ihm neben Wolkenbändern auf dem Planeten scharf voneinander abgegrenzte Helligkeitsabstufungen „im Eisring“ auffielen. Für mich war diese Beobachtung innerhalb der A- und B-Ringe seinerseits das Kaufargument zum Erwerb jenes Refraktors gewesen und an diesem Abend bestätigte ein Gast mit erheblich weniger Beobachtungserfahrung am gleichen Instrument mir diese Sichtungen.
In der Nacht darauf, die den Höhepunkt der Perseiden-Schauer bilden sollte, blieb eine weitere Beobachtergruppe aus, da der Himmel erst in der 2. Nachthälfte klar wurde. Neben entspanntem Abwarten von insgesamt 41 Perseiden als sekundären Beobachtungszielen aus dem Liegestuhl heraus blieb Jupiter das teleskopische Hauptziel. Die Fülle der Details war unmöglich binnen der berühmt-berüchtigten 10 Maximal-Minuten zum Zeichnen nicht zu erfassen, aber die Farbigkeit war überwältigend. Da ich die Saturnzeichnung der Jüngsten Tochter meines Cousins erwidern wollte, habe ich ihr eine Jupiter-Impression aus der Erinnerung mit Farbstiften angefertigt, an der ich mich aber für etliche Details verbürgen kann:
Der GRF oben links, eine lange "weiße Wurst" um schmalen dunklen Band darüber (STB), ein großer schwarzer Schatten des Mondes Io nahe des Äquators, gefolgt von einer gelben Io rechts vom Schatten (Monde vor dem Jupiter erkennen können ist ja sonst ein seltenes Vergnügen und es gelingt meist nur, wenn sie sich hell vor dem NEB oder SEB abheben können.) Am Morgen des 14.08. konnte ich Io als gelbliche Murmel bis über den Zentralmeridian hinweg über das Äquatorband hinweg ziehen sehen.
Ferner: Drei schwarze kleine "Knoten" (nahe dem Zwickel zum roten Fleck und zwei unterhalb des breiteren unteren dunkelen Bandes, dass entlang der Mitte kräftig braun erschien. Da ich wieder erst nachträglich die von mir visuell bestimmten Jupitermonde mit „Stellarium“ als zutreffend abglich, zeigte mir mein Laptop knapp nördlich der Io vor ihrem Transit das Möndchen Amalthea, nach dem ich mir im Newton schon so oft vergeblich die Augen ausgeglotzt habe. So hatte ich beim Anblick des schwarzen Knotens nahe dem GRF fast schon die Hoffnung, dass dies immerhin der Schatten von Amalthea sein könnte, doch Amalthea tauchte tatsächlich gerade hinter Jupiter auf und entfernte sich tatsächlich von der Planetenscheibe entgegen der Laufrichtung der Io. Es war aber nur ein sehr dunkeles Knötchen, dem nördlich des NEB bald die zwei weiteren folgten.
Leicht gewirbelt erschienen außerdem noch die je drei schmalen dunklen Bänder (NTB, NNTB, NNNTB, STB, SSTB und SSSTB) in Richtung der beiden Pole.
Ich kann mich nicht erinnern, Jupiter je so detailreich und farbig gesehen zu haben.
Die anschließenden Tage bis zum Schulbeginn reichten mir, da ich 2 Tage länger als geplant in Medebach blieb, kaum aus, mich vom gehörigen „Jetlag“ zu erholen … aber schön war´s mal wieder.
CS.
Hubertus