Moin Moin,
in der letzten Woche habe ich endlich mal das „Firstlight“ meines 12“ f5 durchführen können. Allerdings bei miserablen Bedingungen. Nominell war es zwar klar, aber der Himmel war milchig, bestenfalls 4,2 mag, wie mir UMi verriet. Aber ich wollte es endlich wissen.
Kalt war es und leider mitten in der Woche. Ich schleppte am Dienstag den Dicken aus dem Keller in den Garten und dabei hatte ich gleich zwei Erfolgserlebnisse. Erstens funktionierte mein zusammengeknüppertes Tragegeschirr prima und zweitens zahlte es sich aus, dass ich seit einem Jahr regelmäßig Gymnastik und moderates Kraftraining im Wohnzimmer mache. Damit hätte ich schon ein Jahrzehnt früher anfangen sollen.
Für die Erprobung hatte ich mir das linke Ende von Cassiopeia ausgesucht. Vor allem deshalb, weil ich es im Moment gut im Blick habe zwischen all den Bäumen und weil ich die dortigen Objekte gut kenne und schon gezeichnet habe. Ein erster Blick auf
M 103 offenbarte zunächst nicht viel neues. Kein Wunder bei dem Himmel. Und ich wäre vielleicht enttäuscht gewesen, wenn mir nicht aufgefallen wäre, dass ich nun die verschiedenen Farben der Sterne sehen konnte. Die Orientierung fiel mir allerdings nicht leicht. Ich hatte meinen Supersucher nicht am Start und musste mit dem 8x50 Vorlieb nehmen. Über den dicken Tubus hinweg eine Yoga-Übung und die Karten konnte ich nur schlecht erkennen. Ich brauche wohl eine neue Lesebrille.
Egal, es ging ohnehin nicht um die Objekte, sondern um die Eingewöhnung. Die RB lief prima, ohne Ruckeln und Wackeln, allen Unkenrufen gegenüber der GSO-Ausführung zum Trotz. Nun ging es um die Frage, wie sich meine Okulare machen würden. Vorweg... es gab drei Gewinner, zwei Verlierer und einen Shooting-Star am nächsten Abend.
Das 42 mm 2“ machte erwartungsgemäß keine gute Figur. Das lag aber nicht an der AP von 8 mm, dazu an anderer Stelle mehr. Nein, es gab deutliche Verzeichnungen am Rand und die Fokuslage des Okulares passte nicht gut zum 12“ f5. Klarer Fall, Streichkandidat.
Das 25 mm HR Planetary wusste aber zu gefallen. Ich mag dieses Okular wegen seines guten Einblickverhaltens ohnehin sehr und es lieferte ein sauberes Bild und muss deswegen erstmal als Aufsuchokular fungieren. Das heißt, bessere und genauere Karten und gute Vorbereitungen der Beobachtungen werden in Zukunft erforderlich sein, weil der Ausschnitt nicht sehr groß ist.
Es folgte meine 15 mm Blaukante und auch diese enttäuschte mich nicht. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten war das Bild gut, der Bildwinkel von 66° nicht bis zum Rand scharf, aber auch nicht störend verzerrt.
Nun musste das 12,5 Silberplössl ran, mein wegen seiner Schärfe und Transmission meistgenutztes Lieblingsokular. Es gab sich keine Blöße. Großartige Schärfe und Kontrast, nur leichte Verzerrungen am Rand. Der Meister hat auch auf neuem Kurs zunächst keine Konkurrenz zu fürchten.
Als letztes Okular testete ich das 8 mm Planetary und es fiel deutlich ab. Mal abgesehen von seinem gutmütigen Einblick hatte es mich schon am 6“f8 in puncto Abbildungsqualität im Vergleich zum Silberling nie wirklich überzeugen können und sein Manko trat am 12“f5 noch deutlicher zu Tage und ließ mich etwas ratlos zurück.
Am nächsten Tag hatte ich mir für den Bereich Karten in Maulwurf-Ausführung aus dem Tri-C extrahiert und wollte mehr auf die Objekte gehen. Der Himmel gab wieder nur gut 4 mag her, aber das war mir egal. Kurz erwog ich ob der eisigen Temperatur die Beobachtung abzublasen, aber als meine vier Mädels dann GNTM einschalteten war klar, dass mein Platz im Garten war.
Ich will jetzt nicht auf die einzelnen Beobachtungen eingehen. Nur soviel, die Karten taten ihren Zweck und ein Objekt verdient besondere Erwähnung. Nämlich Tr1/Cr15. Ich hatte diesen OS bisher nur als verwaschenen Fleck sehen können und nun lag er zur Ernte vor mir. Doch mit dem 12,5er Silberling war seine Struktur nur zu erahnen. Also war es Zeit für den letzten Pfeil im Köcher, das 6mm Baader Classic Ortho. Ich holte es aus dem Keller und war sehr gespannt was es bringen würde. Es war DER BRINGER! Ich konnte den OS im Detail erkennen. Der 12“ liefert die 1,6fache AP im Vergleich zum 6“, sammelt dazu mehr Licht und das zusammen macht den Unterschied. Hinzu kam noch, dass ich auch bei der anliegenden 250fachen Vergrößerung sauber nachführen konnte. Am 6“ und am Mak war das Baader bisher am Limit, am 12“ liegt es mit einer AP von 1,2 ganz locker im grünen Bereich. Seinerzeit hatte ich lange überlegt. ob ein 6 mm Planetary nicht die bessere Wahl gewesen wäre, aber nun bin ich überzeugt, dass ich mit dem Classic Ortho die richtige Entscheidung getroffen habe.
So, dass war es dann für`s erste. Der vereiste Tubus kam wieder in den Keller und wird wohl fester Bestandteil meines Fitnessprogrammes werden. Ich hätte mir bessere Bedingungen für den ersten Blick gewünscht aber auch so war es eine neue Dimension. Ich freue mich schon auf die Galaxienzeit. Vielleicht ist da endlich mal was drin für mich.
Viele Grüße
Pipo