Hallo ihr Lieben,
da sich einige mokierten, dass hier immer weniger los sei, melde ich mich mal wieder mit einem Bericht. Dabei will ich nicht in aller Ausführlichkeit auf die beiden letzten Beobachtungswochenenden in Medebach, das erste mit einigen meiner Schüler, das letzte mit einer Seniorengruppe aus dem Münsterland, die leider während einer Stunde Bewölkung aufschlug. Es soll bei den von mir neu beobachteten „Weltwunder“ auch nicht um einige kleineren Galaxien in den Fischen gehen und oder den umfahrenen Quallennebel. Als härtere Nüsse will ich euch Anteil nehmen lassen an neu von mir beobachteten Monden im Sonnensystem und an den Sperenzien, die ich veranstaltete, um diese zu erheischen:
Den Erdmond werden wir wohl alle erstmals schon aus unseren Kinderwagen heraus erblickt haben. Mit bescheidenen astronomischen Mitteln kamen dann wohl zuerst die vier hellsten Jupitermonde hinzu, erst mit etwas Beobachtungserfahrung dürfte dann Saturns Titan gefolgt sein (unterstelle ich hier mal so für uns allgemein.
- Aber bitte korrigiert mich hier, wenn es bei euch anders gewesen ist, denn das Thema findet man seltener diskutiert, da wir hier ja im „Deepsky-Astrotreff“ sind !!! -
Mir selbst gelang erst nach 18 Jahren, in denen ich meinen 80mm-Refraktor als alleiniges Teleskop genutzt hatte nach dem Erwerb eines 150mm-Newton die Sichtung der Saturnmonde Dione, Thetys, Rhea und zuletzt Japetus während einer Saturnopposition mit den Okularen des Newton im Höchstvergrößerungsbereich ausschließlich am Refraktor während einer Schönwetterphase regelmäßig über mehrere Tage hinweg. Der Refraktor kam bei der Beobachtung oberhalb der Laibung des größten auf dem Markt befindlichen Atelier-Dachfensters (das man öffnen und zur Seite schieben kann) mit seiner unobstruierten Öffnung deutlich besser zurecht, während der Newton mit den großstädtischen Beobachtungsbedingungen innerhalb der Fensterlaibung, wie es dieser Teleskoptyp auch nach späteren Erfahrungen immer wieder tut, versagte. Damals musste man noch gute Programme im Netz suchen, die einem die Positionen der genannten Monde zuverlässig anzeigten zwecks Abgleich mit den eigenen Beobachtungen. Bei bis dahin beobachteten 10 Monden (also den Standartkerzen) blieb es für längere Zeit, zumal mein Ehrgeiz, auf dem Beobachtungsgebiet weiter zu kommen, mangels Erfolgsaussicht mit dem vorhandenen Equipment auch noch nicht erwacht war. Zwar las ich in einer der VdS-Quartalsjournaille von einem Beobachter, der mit seinem 10“-Lomo-Newton an Uranus und Neptun vom Lande aus Erfolge vermeldete (und mein mittlerweile 10“-Opticon wäre ja auch kein Billig-Eimer im Vergleich dazu gewesen), doch die Stadtbedingungen bzw. der Umstand, das 90kg schwere Gerät mit seinem 2“ dicken Spiegel nach dem Transport zu einer Exkursion mit meinen Schülern ins Sauerland eine gefühlte Ewigkeit dafür auskühlen lassen zu müssen, schreckten mich ab, obwohl wir mit dem Newton Christi-Himmelfahrt 2003 einen Pluto und gegen Morgen einen erstaunlich guten Mars beobachten konnten.
Mit dem Bau meiner Sternwarte 2007 und dem Umstand, dass der 10“er 2010 durch einen stets vorgekühlten 16“er dort ersetzt wurde, stieg die Aussicht, die größere Reichweite auch bei der Suche nach Planetenmonden ab dem Moment erfolgreich einzusetzen, sobald der entsprechende Ehrgeiz wieder erwachte.
Obwohl die Ringkantenlage vom Spätsommer 2009 verpasst war, gelangen mir am 2.4.2011 Erfolge nahe am Saturn: Unter den schwächsten beobachteten Pünktchen nahe Saturn erwiesen sich nach dem Abgleich mit „Stellarium“ zwei als neu beobachtete Monde. Für mich unerwartet war zusätzlich neben Enceladus auch Mimas zu erblicken. Mir selbst hatte daraufhin 20 Monde des Sonnensystems als Ziel gesetzt.
Lange vergeblich sollte es den Uranus-Monden an den Kragen gehen, doch ab dem Jahr 2011 auf Skizzen verzeichnete Pünktchen erwiesen sich lange lediglich als Hintergrundsternchen. Ich hatte auch keine rechte Erfahrung, in welchem Abstand zum Planeten Uranusmonde zu erwarten waren. Ferner vermochten die Tücken eines neu installierten Stellarium-Programmes einen zu irritieren: Als schließlich am 27.9.2014 zwei Lichtpünktchen nahe Uranus von mir verzeichnet wurden, stimmten diese erst mit den Positionswinkeln von Titania und Oberon überein, als die Häkchen an den Einstellungen „parallaktisch“ und „Lichtlaufzeiten berücksichtigen“ gesetzt waren.
Nur knapp einen Monat später am 18.10.2014 gelang an Neptun auch die Sichtung des Triton.
Sehr sympathisch war der Umstand, dass ich meine Schüler am 6.5.2015 an Saturn selber alle schwachen Pünktchen skizzieren ließ und deren Skizze anschließend wieder abgeglichen wurde: Stellarium zeigte insgesamt sechs Möndchen um Saturn herum an, welche von den Schülern auch skizziert worden waren. Ein Schüler insistierte aber darauf, dass das Programm aber sieben Namen zeigte (einen also ohne ein Möndchen einzublenden), und dieser siebente sich genau auf der Position befand, an dem sie noch ein weiteres Pünktchen skizziert hatten. Als ich den Ausschnitt vergrößerte, blendete in dem Ausschnitt Stellarium auch noch ein siebentes Möndchen „Hyperion“ ein. Die Jungen hatten den vor mir selbst bemerkt und ich schritt dann erst ans Teleskop, um die Sichtung des Hyperion zu bestätigen. Insgesamt waren an dem Abend außer Mimas sieben Saturnmonde zu sichten.
Bis hierhin hatte ich mich immer noch darauf beschränkt, stets unvorbereitet die Monde führende Planeten an zu starren und alle sichtbaren Lichtpünktchen in Umgebung zu skizzieren in der Hoffnung, dass sich einige später nach Abgleich mit „Stellarium“ als Möndchen erweisen würden. Damit gelangte ich zur Sichtung von 16 Monden. Einzig nach Jupitermond Amalthea hatte ich mir schon gelegentlich, wenn Stellarium den größten Abstand zu Jupiter anzeigte, vergeblich die Augen ausgeglotzt. Daher setzte schon vor geraumer Zeit die Suche nach anderen Beobachtungsmethoden ein, d. h. nach technischen Hilfestellungen.
Ein Gedanke war, inspiriert von einem altmodischen Sonnenprotuberanzenansatz, zentral im Gesichtsfeld den gleißend hellen Planeten (oder die helle Komponente eines Doppelsterns, um noch eine weitere Anwendung anzudeuten) abzublenden, um dicht daneben deutlich lichtschwächere Komponenten zu beobachten.
Den vorhandenen Protuben-Ansatz ohne zu große Kegelblenden zu nutzen, erwies sich als nur an unobstruierten Optiken, sprich an meinen Refraktoren als nutzbar, da am Newton hinter der kleinen zentralen Blende im Sekundärfokus eine weitere große im Primärfokus defokussiert auftaucht, nämlich der Sekundärspiegel des Newton. Entscheidend ist aber, dass ich meine lichtstärkste Optik mit dem Hilfsinstrument einsetzen können wollte.
Dann blieb nur die die Möglichkeit, entweder einen kleinen Farbklecks auf einen transparenten Träger (kleine Scheibe) im Brennpunkt des Okulars anzubringen, wie beim Fadenkreuzokular: Problem war, dass ein winziges Tröpfchen Schwarz transparent bleibt und durch seinen Querschnitt Linsenwirkung zeigt. Mein Augenoptiker bot an, ein kleines planes Scheibchen aus in der Optik eingesetztem Kunststoff minimal anzubohren. Das Löchlein wollte ich mit schwarzer Farbe füllen und Farbüberstand abwischen, so dass ein scharfer und lichtdichter Fleck im zenrtum eines Okularblickfeldes entstünde. Ein Weg, den ich u. U. noch beschreiten werde.
Einstweilen experimentierte ich damit, eine Nadelspitze der Insulinspritzen meiner verstorbenen Frau in den Fokuspunkt eines alten Huygensokulars mit 9mm zu friemeln, so dass ohne eine Trägerscheibe ein winziger Dorn vom Rand des Gesichtsfeldes zum Zentrum ragt. Das Okular wäre drehbar und man könnte den Planeten hinter dem konischen Dorn so eben verschwinden zu lassen. Das war zu Testzwecken billig realisiert. Im Einsatz vor ein paar Monaten am untergehenden, schwabbeligen Saturn, zeigte sich zunächst nur Titan, sobald Saturn hinter dem Dorn abgeblendet war, wurde in der Tat ein weiteres Möndchen sichtbar. Ernüchternd war aber an diesem Erfolg nur, dass beim Einsatz eines elitären und teuren Planetenokulars im Anschluss ohne die Abblendvorrichtung sogleich 4 scharf definierte Saturnmonde sichtbar wurden. Im nachhinein war mir dann klar, wieso ich 18 Jahre lang an Saturn mit den billigen 24,5mm-Einsteckokus nie mehr als Titan erspäht hatte. Hochwertigste Okulare zahlen sich hier also überaus aus. Ich bin aber noch nicht willens, an einem meiner allerteuersten Okus solche Verbasteleien vorzunehmen.
Am letzten Wochenende am frühen Morgen des 21.10. nun meine letzten Erfolge bei der Mondsuche. Nunmehr vorbereitet durch einen Vorabblick ins Stellarium die Position des Ariel zum Uranus geklärt und diesem mit der Methode zu Leibe gerückt, mit hoher Vergrößerung Uranus knapp außerhalb des Gesichtsfeldes zu positionieren und ggf. durch indirektes Sehen den Rand des Gesichtsfeldes beobachten. Natürlich sind für diese Methode Weitwinkelokulare gänzlich ungeeignet, denn es grenzt dann an extreme Augenakrobatik, etwa mit einem „N“- oder gar „E“-Okular angestrengt den Blickfeldrand anzustrarren. Aber die ausgezeichneten Planetenokulare haben ja alle ein mässigeres Gesichtsfeld zugunsten einer ausgezeichneten Schärfe auf der Achse. (Darum strebe ich ja auch an, mir eine zentrale Abschattung auf der optischen Achse zu schaffen.)
Als Uranus nun in den Fischen eingestellt war, erfreute mich zunächst zwar, dass bei dem herrschenden Wetter und mit dem guten Planetenokular Oberon und Titania auf Anhieb direkt zu sehen waren (bei den damaligen Enceladus- und Mimas-Sichtungen bzw. den ersten Oberon- und Titania-Sichtungen standen mir diese Okulare noch nicht zur Verfügung.) dennoch schraubte ich ziemlich an der Fokusierung hin und her, da mir das Bild doch nicht wirklich ganz scharf erschien und Uranus etwas länglich erschien. Eine Dejustage wäre bei dem beabsichtigten Vorhaben fatal gewesen. Die länglichen Verformungen infra- wie extrafokal drehten sich allerdings mit meinem Kopf mit, so dass die Ursache die eigene Hornhautverkrümmung war (man beobachtet halt meist wieder besseres Wissen gerne ohne Brille.) Mit meiner Gleitsichtbrille erschienen die Beugungsringe im Newton nun wieder kreisrund. Allein justieren müssen wäre an dem Abend langwierig gewesen. Erforderlichenfalls wenn Heiko dabei ist, justieren wir den Netwon zu zweit. Dann schaut er in die Röhre und ich stelle die Justierschrauben nach seiner Beschreibung ein. Aber der Newton steht stationär und sollte die Justage gewöhnlich auch über längere Zeit erhalten. Mit Brille ging´s nun besser, wenngleich meine Ein-Stärken-Brille mit um ¼ Dioptrie stärkeren Gläsern für das Nachtsehen sicher noch überlegen gewesen wäre.
Als ich nun Uranus hinter dem Gesichtsfeld so weit verschwinden ließ, dass auch keine Beugungserscheinungen mehr ins Gesichtsfeld blitzten, war zunächst auch mit Mühe kein Ariel zu erblicken. Andererseits stellte sich in Richtung zum Titania ein indirekt erblinzeltes Pünktchen mit der Methode als Mond Umbriel heraus, der deutlich lichtschwächer als der avisierte Ariel ist. Nach diesem unerwarteten Erfolg war erste eine Teepause nötig, um die Augen zu entspannen. Erst nach einem anstrengenden zweiten Versuch war der erheblich näher an Uranus befindliche Ariel zu erblinzeln. (Zwei Tage später um Mitternacht wäre Ariel bei geeignetem Beobachtungswetter leichter zu beobachten gewesen.) Zuletzt buddelte ich doch noch meine Astro-Ein-Stärken-Brille aus dem Wagen, von der ich angenommen hatte, sie nicht dabei zu haben. Mit ihr ließ sich die Beobachtung dann etwas leichter noch wiederholen.
Immerhin kam ich meinem Ziel der 20 Monde im Sonnensystem in der Nacht vom letzten Freitag auf Samstag bis auf 2 Monde weiter heran.
Wie ihr seht, lohnen sich für solchen Vorhaben gute Okus deutlich, exakte Justagen und das Ausschalten geringster Sehfehler. Ich muss jedoch auch einrämen, dass sich ein Großteil meiner Hinweise nur an nachgeführten Teleskopen umsetzen lassen.
Wäre schön, wenn zu dem Thema noch einige Erfahrungen von euch hier ventiliert würden, denn das Thema kommt selten vor.
Euch viel Beobachtungserfolg, evtl. auch in der hier angesprochenen Disziplin und
CS.
Hubertus