Hallo zusammen,
seit ziemlich genau 3 Jahren besitze ich jetzt mein Skywatcher 127/1500 Maksutov Cassegrain und damals, als ich mich gedanklich mit der Anschaffung beschäftigte "entdeckte" ich beim Informieren über diesen Teleskoptyp, dass dieser im Gegensatz zu einem Newton oder einem Refraktor keine fixe Brennweite besitzt, sondern diese davon abhängt, wie der Primärspiegel zum Sekundärspiegel eingestellt ist. Sprich je nach verwendetem Zubehör und dessen Fokus variiert die Brennweite dieses Teleskops.
Leider habe ich damals nichts genaues über diese Besonderheit gefunden, die auch auf Schmidt-Cassegrains zutrifft und ich habe es damals auch einfach nur als gegeben hingenommen. Durch einen Thread im großen blauen Forum kam ich wieder darauf, da es hier darum ging, dass die Beobachtung mit Binoansatz eine "scheinbar" höhere Vergrösserung bringt. Um dem mal etwas auf den Grund zu gehen, habe ich heute Nachmittag mal einen Versuch gemacht, über dessen Ergebnis ich euch hier berichten möchte.
Beschreibung des Versuchs: Unter Zuhilfenahme meiner ZWO ASI 120MC Astrokamera wollte ich mir anschauen, wie sich der Bildausschnitt verändert, wenn ich verschiedenes Zubehör in den optischen Weg zwischen der Optik des kleinen Mak und der Kamera einbaue. Beobachtungsobjekt dafür war die (laut Google Earth) 2.993 Meter von meinem Balkon entfernte Kirchturmspitze der Nikolaikirche im Nachbarort Korbach.
(EOS750D 300mm)Und etwas näher ...
(EOS750D 127/1500 Maksutov)Der Versuchsaufbau sah dann wie folgt aus:
1. Maksutov 127/1500 + ASI 120MC
dann
2. Maksutov 127/1500 + 2" Zenitspiegel + ASI 120MC
und abschließend noch
3. Maksutov 127/1500 + 2" Zenitspiegel + Baader Maxbright Binoansatz + ASI 120MC

Ich nahm jeweils mit FireCapture eine SER-Datei mit 1.000 Einzelbildern auf, stackte im Anschluss mit AutoStakkert jeweils 250 der gewonnenen Einzelbilder zu einem Summenbild und schärfte diese dann leicht mit Giotto. In Gimp habe ich dann die drei Einzelbilder zu nachfolgender Animation zusammengebastelt, in der sehr deutlich zu sehen ist, wie sich die Veränderung der Fokuslage auf den Bildausschnitt und damit auf die Systembrennweite auswirkt.
(verkleinert und Farbe entfernt)In den geschärften Einzelaufnahmen habe ich dann jeweils die Kirchturmspitze in Höhe und Breite vermessen, wobei folgende Vergrösserungsfaktoren herauskamen:
Zwischen den Kombinationen
Maksutov+ASI und
Maksutov+Zenitspiegel+ASI ergab sich der Faktor 1,23.
Viel interessanter für den visuellen Beobachter aber ist der Vergleich zwischen den Kombinationen
Maksutov+Zenitspiegel+ASI und
Maksutov+Zenitspiegel+Binoansatz+ASI. Hierbei kam der ebenfalls auf die zweite Stelle gerundete Faktor 1,20 heraus.
Hiermit ist dann auch bestätigt, dass die "scheinbar höhere Vergrösserung" beim binokular Beobachten an einem Maksutov Cassegrain systembedingt nicht nur scheinbar sondern real ist, nämlich um den Faktor 1,2-fach höher. Klingt vielleicht erstmal nicht sooo immens, schaut man sich das aber mal in Zahlen an, dann bedeutet das, dass aus z.B. 200-facher Vergösserung monokular am Mak 127/1500 plötzlich 240-fach werden, wenn man die gleichen Okulare nun am Maxbright Binoansatz verwendet. Schuld daran ist einzig und allein der Glasweg des Binoansatzes, der den Fokus viel weiter vom Sekundärspiegel des Maksutovs nach außen fordert, wodurch sich die Systembrennweite eben um diesen Faktor erhöht.
Gruß und klaren Himmel
Heiko