Moin Moin,,
der Sommer läuft ja nun etwas anders als geplant. Anstatt Ophiuchus und Scutum gut beobachtbar hoch am Himmel zu sehen, glotze ich hier in einen Himmel, der so gar nicht sommerlich ist. Aber was soll's, es gibt schlimmeres, viel schlimmeres. Machen wir das Beste aus unseren Luxusproblemchen, die andere gerne hätten.
Vor einigen Jahren hatte ich mal die Kugeln im Schlangenträger mit dem 6“ beobachtet und das wollte ich nun mit dem 12“ wiederholen. Das Problem ist diese Lampe an unserem südlichen Garten. Um dem zu begegnen, habe ich meinen Blendschutz neu konzipiert, feste Bodenhülsen verbaut und ihn erhöht. Letzte Woche konnte ich dann endlich loslegen, dachte ich.
Und dann die Ernüchterung. Der höhere Blendschutz in Verbindung mit dem niedrigen Drehpunkt der RB führte dazu, dass ich nicht weit genug nach unten kam. Keine Chance. Im Süden muss ich mit dem 12“ also höhere Ziele anvisieren.
Am nächsten Tag verzichtete ich auf weitere Beobachtungen und testete die umgebaute EQ-Plattform. die ich mal für den 6“ gebaut hatte. Einige Modifikationen an RB und Plattform waren nötig gewesen und nun folgte die Probe aufs Exempel. Alles funzte perfekt, anders kann ich es nicht sagen. Bei satten 400x blieb das Bild einfach stehen. Wenigstens etwas, vielleicht kann ich dann mal wieder zeichnen, wenn ich eine Idee habe wie ich den dicken 12er besser nach oben bekomme. Ich wäre mit dem Trumm fast die Kellertreppe hinuntergefallen. Da muss ein Helferlein her.
Am Freitag war dann wieder ganz gutes Himmelchen und diesmal stellte ich den Mak auf der EQ2 hinter den Blendschutz. Das ging schon wesentlich besser. Der erheblich höhere Drehpunkt und eine Kürzung der Pfosten bis an die äußerste Kante ergab einen deutlich niedrigeren Sichthorizont, fast bis zur Dachkante des nächsten Hauses.
So konnte ich denn auch
M 10 und
M 12 erreichen, was aber mit 4“ nicht so der Brüller war. Scutum war allerdings nicht erreichbar. Ich weiß nicht, wie ich das hier mal hinbekommen habe. Ach ja, ich vergaß.... an dieser Stelle kann ich den Himmelsnordpol nicht sehen und deshalb hatte ich die Monti nur per Kompass ausgerichtet. Glück hatte ich und fast genau getroffen, so dass ich mit der motorischen Nachführung jetzt Doppelsternen nachstellen konnte.
Über 43 Her ging es zu STF 33 und das war der Bringer des Abends. Ein feines Fünffachssystem, großartig anzusehen. Leider hatte ich mein Zeichenzeug im Keller gelassen und leider auch das Microguide. So brauchte ich eine Weile um alle Komponenten zweifelsfrei zuzuordnen, weil die drei dunkleren im Vergleich zu beiden hellen ganz abgefahren über Kreuz stehen. H4 122 und STT 318 konnte ich die B-Komponenten indirekt entlocken, wobei vor allem der letztere eine harte Nuss war. Dann gab ich mir den PN NGC 6572 und 61 Oph.
Weiter ging es mit 67 und 70 Oph, BU 636 und BU 637. Allmählich habe ich auch einen Blick für die Abstände und Winkel und dank meiner im Tolino griffbereiten Doppelsterntabelle kann ich auch knifflige Patienten behandeln. 4“ sind nicht viel und da muss man mitunter schon genau oder besser gesagt gezielt ungenau hinsehen, um einen Treffer zu erzielen. Dann macht es einen Heidenspaß, die Vergrößerungen zu variieren und die verschiedenen Anblicke zu genießen.
Dann zog der Adler in mein Beobachtungsfenster und ich stattete NGC 6633 einen ausgiebigen Besuch ab, gefolgt von
M 71 in Sagitta.
Anschließend wuppte ich die Monti noch in die Gartenmitte um Mars zu beobachten. Ein letzter Schwenk galt Epsilon 1,2 Lyrae und dem Ringnebel. Beide sind immer wieder Knüller, mit allen Teleskopen. Damit war es dann auch genug, es waren gut vier herrliche Stunden gewesen und mein kleiner Mak hatte mir mal wieder viel Freude bereitet. Zusammen mit dem Amiciprisma, der jetzt motorisierten EQ2 und der Konzentration auf Doppelsterne haben sich mir völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Ich habe jetzt noch das Bild von STF 33 vor Augen und weiß, dass ich diesem mit dem Zeichenbrett in der Hand und dem Microguide vor dem Auge bald noch einen Besuch abstatten muss.
Viele Grüße
Pipo