Hallo ihr Lieben,
da im wieder einsetzenden Schuldienst dieser Woche noch nicht verplant, bin ich in der Nacht vom 23.04. zum 24.04. nochmals an meinem Lieblings-Quarantäneort aufgeschlagen.
Dabei schlichen sich im Dunkel der Nacht doch Besucher zur Sternwarte (knapp zu spät, um noch Elons frisch gestarteten Weltraumschrott mit zu erleben.)
Zuvor musste ich Venus mit dem Newton beobachten und zeichnen, da die Steuerung meines Refraktors ausgefallen war. Diese Venus werde ich euch in einigen Tagen in einer Serie aus 9 bis 12 weiteren hier einstellen. Und wenn der liebe Heiko hier mitliest, der am WE gerne aufgschlagen wäre, möglichewweise um sich ungläubig die Venus durch den Lulatsch anzusehen; Da eine Taste der Steuerung schon länger rum-zickte, hatte ich mir beim letzten HATT schon eine zufällig gefundene Ersatzsteuerung zugelegt, so dass zu Hause nach Austausch die Motoren wieder zuverlässig liefen.
Obwohl ich mich bei Besuch und dem Demonstrieren jahreszeitlich üblicher „Kerzen“ vom Erheischen neuer Weltwunder dispensiere, blieb nach dem Besuch noch genug Nacht übrig, ein paar neue Ecken zu inspizieren. In der Waage hatte ich mir tatsächlich NGC5897 (den Geist-Kugelsternhaufen) noch nie angesehen und nebenbei ließ sich ganz etwas von den Galaxien-Kernen von NGC5903 und 5898 erheischen. Da ging es nur ums Dedektieren, während der Geist-Kugelsternhaufen immerhin interessanter war, als der große, doch flächenschwache
M55-KS, weil der Geist-KS doch 7-8 Sterne zeigen kann, die sich von dem unauflösbaren Haufen abheben können. Den Anblick dieses Deep-Sky-Ojekts zeichnete ich euch hier, da sicher nicht alle ihn schon gesehen haben. Etwas zitterig sind die Sternchen markiert, da ich bei dem schwachen Haufen ganz wenig Licht zum Zeichnen nutzen konnte und teilweise nur das rote Licht vom Display der Steuerung als Beleuchtung zum Zeichnen nutzen musste:
Übrigens stand
M51 nach meinem Besuch zwar nicht mehr ganz so zenitnah, doch wurde der Himmel sehr schön dunkel. Wenn die Position zum Zeichnen da bequem gewesen wäre, hätte die Zeichnung etwa so schön werden können, wie die von Lord Ross Mitte des 19. Jhdt. an seinem "Leviathan" zeichnete. Nicht nur dunkele Stellen zwischen Kern und der äußeren Zone der Arme waren zu sehen (wie sonst meist), sondern alle Arme waren in vollem Verlauf zu sehen mit Sternwolken darin. So zeigt sich der Whirlpool längst nicht immer.
Dann wollte ich nochmals Kleinplanet Juno anfahren, den ich am Morgen des 17.04. ebenfalls nicht auf der mir von Stellarium gezeigten Position auffand. Für den 24.04. habe ich die abweichenden Positionen genauer dokumentiert. Daher fange ich umgekehrt mit dem 24.04. an. Der Stellarium-screenshot zeigt die Stellarium-Position (mittig/eingekreist) und das Winkelmess-tool zeigt auf die beobachtete Stelle.
Um sicher zu sein, dass der als Juno vermutete „Stern“ der Kleinplanet ist (und nicht wie im Falle des Sternchens nahe Porrima nur ein von Stellarium nicht abgebildeter Fixstern, wie es sich letzte Woche für mich unweit erwies), ließ ich von 3:30 Uhr bis in die Dämmerung um 4:45 Uhr den Newton auf Juno weiter nachführen, um eine Verschiebung feststellen zu können. Die links (oder östlich) der im screenshot markierten echten Junoposition beiden helleren Sterne bildeten mit Juno ein fast gleichseitiges Dreieck gleich heller Objekte, an dem sehr schnell eine Asymetrie auffallen musste. Am Rande meines Beobachtungs-Tagebuchs habe ich diese Skizze notiert mit dem umkehrenden Anblick im parallaktischen Teleskop:
Gegen 3;30 ein fast gleichseitiges Dreieck (Stern B ist etwas zu weit rechts); gegen 4:45 erschien ein gleichschenkliges Dreieck mit etwas nach links oder Westen verschobenen Juno und der kurzen Bahn, die sie binnen 1¼ Std. zog.
Das bedeutete aber, das Stellarium die Juno-Position um 12`30`` westlicher und etwas nördlicher zeigte, als die echte Position.
Unterstelle ich, dass Stellarium schon am 17.04. diesen Fehler zeigte, ergäbe sich die folgende Situation:
Das entspricht ziemlich meiner Erinnerung, denn an der vom Kringel entfernt markierten Stelle vermutete ich bereits aufgrund der Helligkeit die wirkliche Juno. Aber es hätte ja (wie am gleichen Abend nahe Porrima bemerkt) auch nur ein von Stellarium „vergessener“ Fixstern sein können. Am 24.04. war der „Stern“ an der für den 17.04. rekonstruierten Juno-Position nicht mehr zu sehen.
Ihr könnt als Stellarium-User ja mal eure PC´s befragen, was die euch zu Juno erzählen. Ein Herner Sternfreund schickte mir seine Stellarium-Positionen als screenshots zu: Auf etwa 30`` entsprachen sie meinen, somit aber sogar 13` von den tatsächlich beobachtbaren.
Ich will nicht bettnässerisch wirken, aber solche Abweichungen können entscheiden über sehen und nichtfinden, denn es soll ja noch einen nicht unerheblichen Rest von Asteroiden geben, die lichtschwächer sein sollen, als Ceres (1), Vesta (2) und Juno (3).
Kennt ihr Alternativen für verlässliche Kleinplaneten-Positionen?
CS.
Hubertus
Bearbeitet vom Benutzer Sonntag, 26. April 2020 21:17:26(UTC)
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