Servus zusammen,
anbei ein "kleiner" Beobachtungsbericht vom Samstag 08.03.14
Ort: Schwarzenberg (1100m üNN), 01.30 Uhr – 05.15 Uhr
Wetter: sehr klar, etwas Dunst am Horizont, zeitweise schlechtes Seeing; 6°C; immer wieder auffrischender Wind; knochentrocken, kein Tau
Am Vortag hatte mir der blaue Himmel tagsüber eine gute Nacht versprochen, Um so größer war die Enttäuschung, als um 22 Uhr hohe Schichtwolken durchzogen, die mir keine Chance ließen. Dafür entwickelte sich der Samstag immer besser: zwar war es wie am Vortag sehr dunstig im Flachland, aber keine Wolke weit und breit, und in der Höhe schien es deutlich besser zu sein. Leider ging der Mond erst kurz vor 2 Uhr morgens unter, und die Nacht war dementsprechend kurz.
Nachdem ich abends noch auf dem Sofa etwas geschlafen hatte, ging’s dann um kurz nach 1 Uhr auf meinen Beobachtungsplatz. Ich wollte so weit wie möglich hinauf, um dem Dunst im Tal zu entkommen. Schon bei der Fahrt zum Schwarzenberg hinauf zeigte sich, dass meine Strategie aufging: der Dunst hörte bei etwa 900m auf, und als ich angekommen war, war der Himmel sehr transparent. Gott sei Dank war der Winter sehr schneearm, und die Wärme der letzten Tage hatte die Straße endgültig frei gemacht. Eine „spannende“ Fahrt am Abgrund entlang auf Eis und Schnee blieb mir dadurch erspart.
Der Mond war schon tief über dem Horizont, also schnell aufgebaut und justiert:
Gerät: 14.5“ f/4.7 ISC Dobson
Okulare: 24,5mm SWA (70x), 16mm Nagler (106x), 6mm Ethos (284x),
Objekte:
Das erste Objekt des Abends: NGC 3588.
Wer diese schwache Galaxie nicht kennt (14.m3), sei entschuldigt. Das Besondere an ihr ist, dass sie knapp 8 Bogenminuten südlich von Delta Leo liegt. Ich musste hoch vergrößern, um den hellen Stern aus dem Gesichtsfeld zu stellen, und da war sie: sehr schwach, ziemlich klein, rund, mit etwas hellerem Zentrum. Rechts und links rahmten 2 ziemlich schwache Sterne das zarte Nebelchen ein. Besonders erschwerend kam hinzu, dass die Sternbilder aufgrund des noch warmen Teleskopspiegels wirklich grauenhaft waren – und das trotz Lagern des Teleskops im Auto…
Dann hangelte ich mich durch das Sternbild Löwe, von schwacher Galaxie zu schwacher Galaxie: NGC 3522, 3551, 3555, 3646, 3649, 3650, 3638.
Die hellste davon war NGC 3646, eine recht helle und große edge-on-Galaxie, mit sehr hellem sternförmigen Kern, und einem sehr schwachen Sternchen am Nordwestrand der Galaxie.
Das nächste Objekt war eine Überraschung: NGC 3697.
Nicht dass die Galaxie (13.m1) selbst besonders aufregend gewesen wäre. Aber in der Uranometria waren zwei Begleitgalaxien eingetragen, und tatsächlich: südöstlich der recht schwachen, deutlich länglichen Galaxie waren zwei sehr kleine, schwache, runde Fleckchen zu erkennen. Zwischen NGC 3697 und den beiden Begleitgalaxien (13.m9/14.m1) war ein Stern 13m zu erkennen.
Da meine Beobachtungsregion schon sehr weit in den Westen gewandert war, schwenke ich etwas weiter nach Osten, und
gelangte so zu NGC 3872:
Die Galaxie (11.m7) war recht hell, aber klein, rund, und hatte ein sehr helles,sternförmiges Zentrum. Mit zwei Sternen 9m bildete sie ein Dreieck.
Beim Schwenken fiel mir aber plötzlich ein kleines Fleckchen auf, das nicht in der Uranometria verzeichnet war. Hoch vergrößert war es sehr schwach, sehr klein, etwas länglich, und hatte eine deutliche Kondensation im Zentrum. Zapperlott, welche Galaxie war denn das? Denn um eine solche handelte es sich bestimmt. Erst daheim offenbarte sie sich als UGC 6758 (13.m7).
Weiter ging es zu NGC 3968:
Eine schwach wirkende Galaxie, jedenfalls schwächer als die angegebenen 11.m8, recht klein, etwas länglich, mit einem recht hellen Kern; die Galaxie wirkt irgendwie unruhig und körnig.
Dicht daneben stand NGC 3973, eine extrem schwache, kleine Galaxie (15.m0), sehr klein, rund, mit hellem Zentrum; dicht daneben steht ein Stern 9m.
Weiter zum nächsten Objekt gehüpft – aber halt ! Schon wieder taucht ein kleines unbekanntes Fleckchen auf, das nicht in meiner Sternkarte verzeichnet ist. Ich glaub, die machen das absichtlich! Seltsamerweise erschien es mir sogar heller als die NGC-Galaxie. Schnell eine Zeichnung gemacht, um die Position zu verifizieren. Heute dann das Ergebnis: es war MCG 2-30-44 (mp 15.m9).
Anscheinend wollten die Galaxien mich heute ärgern…na wartet ihr Bürschlein!
Es folgten eine Vielzahl weiterer Galaxien im Löwen und in der Jungfrau. Besonders erwähnenswert waren:
- Gruppe um NGC 3825:
hier standen 5 Galaxien sehr dicht beieinander (NGC 3817, 3819, 3820, 3822, 3825), wobei NGC 3825 die hellste (13.m0) und NGC 3820 die schwächste (14.m4) war. Weiter östlich standen nochmals 2 weitere Galaxien, sodass ich bei 106x dann 7 Galaxien im Gesichtsfeld hatte.
Eine Besonderheit noch: in der Uranometria war eine dieser beiden Galaxien als NGC 3848 eingezeichnet. Dies ist jedoch ein Fehler, da NGC 3848 eine Doppelbeobachtung von NGC 3822 ist. Dennoch war dort eine Galaxie: MCG 2-30-23 (14.m8)
- NGC 4216: eine sehr schöne edge-on Galaxie, sehr hell, groß, mit recht hellem Zentrum. Die östliche Seite wirkt sehr schärfer begrenzt als die gegenüberliegende Seite.
Als dann um 5 Uhr die Dämmerung langsam über den östlichen Horizont kroch, schwenkte ich noch schnell auf
M 51 und
M 101. Beide zeigten nicht nur ihre Spiralen, sondern eine Vielzahl an Details und Knoten, insbesondere
M 101. Auch der Lagunennebel und M 4 boten noch einen wunderbaren Anblick.
Dann war die Nacht vorüber, und als Abschluss tat ich meiner Netzhaut noch Saturn und Mars an.
Manch einer mag nun wieder rufen: Speed-Spechtler, nix genaues angeschaut, sondern nur über die Objekte gehuscht. Aber obwohl ich 63 schwächere Galaxien beobachtet habe (davon 52 Erstsichtungen), habe ich mich an jedem einzelnen Fleckchen erfreut. Visuell beschrieben habe ich sie alle.
CDS
Stefan