Hallo liebe Sternenfreunde,
in den letzten Tagen konnte ich mir ein gutes und gebrauchtes Fernglas gönnen: das 10,5 x 70 Marine Fernglas. Aufgrund meines stressigen Studiums konnte ich bisher dieses Fernglas nur an zwei kurzen Nächten mit jeweils 1/2h auf dem Balkon und 1h auf dem Stammbeobachtungsplatz testen.
Mir war bei der Suche des Fernglases die Wahl der optischen Daten "Zweitrangig" (auf jeden Fall zwischen 60 und 90mm Öffnung). Jedes zeigt seinen tollen Himmel, dies auch ist klar. =) Eher war mir die Fokussierung und Dioptrieneinstellungsbereich wichtiger für meine Fernglassuche im mittleren Öffnungsbereich. Denn bei einigen Ferngläser, durch die ich mal schauen durfte, waren manchmal der Fokus zu feingängig oder zu stramm (ließ sich kaum fokussieren). Nachts hatte ich immer beim beobachten die Einzelfokussierung bevorzugt. Nach einigen Detailfragen mit dem letzten Vorbesitzer war die Entscheidung dann schnell gefallen. Ein sehr gut erhaltenes und kaum benutztes Fernglas flattert ins Haus! Gleich als das Postpaket ankam, war ich recht begeistert. Auf jeden Fall lässt es sich trotz Größe und Gewicht das 10,5x70 Fernglas gut halten.


Tagsüber konnte ich ein klares und scharfes Bild sehen. Verglichen mit meinem 7x50 Zeiss war hier die Farbintensität kräftiger beim sonnigen Wetter. In meinem 7x50 war eher ein leichter milchiger Blick zu sehen, was mir vorher nicht auffiel. Die Fokussierung läuft genau nach meinem Geschmack, nicht zu leicht oder zu stramm. Die Erstfokussierung ist für einen kurzen Moment schwergängig, aber danach gut dosierend.
In der ersten Nacht auf dem Balkon wurde das FG auf Herz und Nieren getestet. Eine schöne Sternabbildung zeigt sich bis zu 90 % des Gesichtsfeldes. Die restlichen 10 % nehme ich dagegen kaum wahr. Der erste Blick schweift in de Sternbildern zwischen Kassiopeia und Perseus. Die Beobachtung von verschiedenen offenen Sternhaufen macht hier tierisch spaß. Der Eulenhaufen NGC 457 war sehr schön zu sehen, zwar bei der Vergrößerung etwas klein. Aber dafür fallen die Augen sehr deutlich auf. Hatschi als Doppelhaufen ein Prachtstück.
Einen schwenk in Richtung Adler zeigt im FG-Anblick einen schönen Kleiderbügelhaufen.
Die zweite Nacht zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden stellend, wohlgemerkt ich hatte1h lang das Fernglas freihändig gehalten. Meistens waren meine Ellenbogen gehen die Armlehnen meines robusten Klappstuhls gestützt. Endlich nach langer Zeit passte die Horizontsicht und M7 war als das südlichste Messierobjekt überhaupt kein Problem. Besonders gefiel mir die Gegend oberhalb des Schützen, in dem die Objekte zwischen
M 16 und M 8 zu finden sind. Wenn es mal wieder passt, würde gerne diese Objekte mit dem neuen FG zeichnen. Ebenfalls war vom Cirrusnebel –Komplex die Knochenhand direkt deutlich zu sehen, hätte ich nicht gedacht. Die Beobachtung hätte ich hier schwieriger eingeschätzt. Vom Sturmvogel hatte ich kaum was sehen können. Ebenfalls der Golf von Mexiko vom NGC 7000 schön zu sehen. Nach 1h beobachten bereitete räumte ich das Marine – Glas wieder in den Koffer zurück. Hier kam die Milchstraße so langsam durch. Endlich wieder ein funkelndes Volk am Firmament mit einem Milchstraßenband! Dieser Anblick tat richtig gut, auch wenn es nur kurz war.
Wer sich jetzt fragt, ob denn 6,7mm AP für die hellen Sommernächte nicht zu groß sind… Schwache Objekte würden „absaufen“ Bisher kommt es mir nicht so vor, als ob der Himmelshintergrund grau sei. Eher hab ich ihn als dunkler Hintergrund mit schwarzen wahrgenommen.
Im großen und ganzen bin ich mit dem neuen Fernglas sehr zufrieden, glücklich und bereue es keinen Cent! Bestimmt werde ich es öfters verwenden und vielleicht winkt die ein oder andere Fernglaszeichnung. ^^
Sternenfreundliche Grüße
Christian
PS: Eine Zeichnung gibt es dennoch.

Den Mond konnte ich gestern Nachmittag noch beim blauen Himmel kurz zeichnen. =)
