Hallo,
ich hatte mal ein 7x50 mit Doppelbild. Gleich am Anfang fiel mir auf, dass ein Objektivtubus verkantet eingeschraubt war. Also hab ich über Nacht ein Lösungsmittel im Gewinde einwirken lassen und am nächsten Tag mit roher Gewalt das Objektiv abschrauben können. Das Gewinde wurde entgratet, gefettet und alles wieder angeschraubt, und siehe da:
Schielt immer noch. Da ja aber nun mal ein oder beide Objektive schonmal abgeschraubt waren, hab ich dann mal die Seiten getauscht, und es passte wieder.
Scheinbar war eine kleine Abweichung vom Objektiv her mit den Prismen hinjustiert worden, und das Vertauschen der Objektive hat alles dann doppelt so schlimm gemacht.
Das gehört zum ersten Test bei oder nach dem Kauf dazu:
Kräftig Schütteln.
Klappert was, ist ein Prisma lose (passiert aber selten). Justage steht dann auf jeden Fall an. Doppelbilder sind dann schon vorprogrammiert, aber zu beheben.
Durchgucken.
Scharfes Bild? Kontrast gut? Bildfeldwölbung? Farbfehler? Doppelbilder? Gesichtsfeldgröße? (Sehfeld in Metern geteilt durch 17,5 ergibt Sehfeld in Grad)
Hausdächer eignen sich da gut, auch Antennen, Baumwipfel... und für die Feinheiten dann ein Stern, entfernte Lampe etc. um die Justage zu testen. Mit mehr Erfahrung merkt man das am unentspannten Einblick, kann aber oft noch nicht sagen, wie groß der Fehler ist. Horizontale und vertikale Abweichungen wirken sich unterschiedlich stark aus.
Draufgucken.
Farbe der Vergütung, Helligkeit der Reflexe, Kratzer, Flecken? Eine Vergütung sollte für Astrozwecke möglichst dunkel schimmern, in blau, grün oder violett. Rot ist die Warnfarbe, damit man den Schrott schon von weitem erkennt

Kratzer, Dreck oder Macken am Gehäuse sind egal, solange man keine Hinweise auf extrem rüde Behandlung hat. Außerdem guckt man ja durch und nachts ist es (hoffentlich) dunkel. Gerade stark abgenutzte Gläser zeugen von häufigem Gebrauch, und das wird selten ein Glas sein, bei dem einem vom Durchschauen schlecht wird

Durchgucken, aber andersrum
Von der Objektivseite her reingucken, gegen hellen Himmel oder weiße Wand. Hier offenbaren sich Staub oder Beläge, auf allen Glasflächen. Kleinere Stäubchen oder Krümel kann man ignorieren, Vorsicht bei hellen Schleiern, eine Komplettreinigung steht dann an, oder feinen wolligen Flusen, dahinter kann ein Glaspilz stecken. So ein Glas lässt man sich noch schenken, aber kaufen tut man es nicht. Die Vergütung kann Schaden nehmen und das Vieh kommt garantiert wieder. Kleinere Muschelbrüche dagegen können ausgeschwärzt werden und stören nur wenig.
Ist der Lichtkegel rund oder wird er durch zu kleine Prismen abgeschnitten? Da nützt oft die schönste Öffnung nichts, wenn das Licht nicht durch die Prismen passt.
Wie gut ist die Innenschwärzung? Schlechte Schwärzung mindert den Kontrast.
Anfassen
Irgendwas lose? Spalten wo keine sein sollten? Knickbrücke gängig? Dioptrienverstellung ok? (passt auch der Einstellbereich? Ich habe absichtlich bei einem Glas hier manipuliert, damit ich ohne Kontaktlinsen scharfstellen kann. Für Weitsichtige ist es jetzt unbrauchbar).
Wie ist der Augenabstand? Man verschenkt oft viel Schärfe, wenn der Einblick nicht passt.
Gruß, Anke